Sensorische Defizite nach Bandscheiben-OP: Wie das Gehirn mit der Mirror Box neu lernt

grundlagen der neuroathletik jebrini training mirror box neuroathletik neuroathletiktraining sensorische defizite yassin jebrini Nov 10, 2025

Viele Patient:innen erleben nach einer Bandscheiben-Operation hartnäckige sensorische Defizite. Typisch: Ein Fuß fühlt sich dumpfer oder „abgeschaltet“ an, die Wahrnehmung ist im Vergleich zur gesunden Seite deutlich reduziert.

Im Beispiel: Im betroffenen linken Fuß lag die Sensibilität nur noch bei ca. 70–80 % im Vergleich zur Gegenseite. Das brachte gleich mehrere Folgen mit sich: schlechtere Bewegungskontrolle, reduzierter Kraftoutput, „blinde Flecken“ im Körperschema. Das Gehirn konnte schlicht nicht vorhersagen, was in dieser Struktur passiert – ein Informationsdefizit mit negativen Auswirkungen. 

Im Training setzen wir deshalb konsequent auf sensorisches Testing. Immer wieder überprüfen wir: Welche Inputs verändern die Wahrnehmung, die Bewegungskontrolle und die Kraft? Oft lässt sich das Problem durch neuromechanische Übungen verbessern: Mobilisation der Nerven, die die Struktur innervieren, Bewegungs- und Koordinationsdrills sowie Kleinhirn-Arbeit für Präzision. 

Doch: In diesem Fall gab es nur kleine Fortschritte – der volle Durchbruch blieb aus. Wenn klassische Ansätze nicht greifen, lohnt es sich, tiefer ins System zu schauen. Im Nervensystem ist der Thalamus ein zentrales Tor: Hier laufen Sinneseindrücke zusammen, bevor sie ins Bewusstsein gelangen. Um diesen Bereich gezielt zu aktivieren, haben wir ein besonderes Werkzeug genutzt: die Mirror Box. Die Methode ist aus der Spiegeltherapie bekannt. Wir haben eine simple Variante über das Smartphone umgesetzt: Die gesunde Extremität wird über eine App gefilmt. Auf dem Display sieht es so aus, als sei der betroffene Fuß in Bewegung. Das Gehirn „sieht“ also 100 % funktionale Bewegung und spürt gleichzeitig, als wäre die Sensorik vollständig intakt. Durch diesen visuellen Trick wurde das Nervensystem ausgetrickst – und plötzlich sprang die Sensorik von 70–80 % auf ca. 90 %.

Das Gehirn glaubt, was es sieht. Indem wir ihm visuell die Geschichte einer funktionalen, gesunden Extremität erzählen, werden blockierte Muster aufgelöst. Das Prinzip funktioniert nicht nur bei sensorischen Defiziten, sondern auch bei Kraftverlust oder Koordinationsproblemen. Das Beispiel zeigt: Auch wenn das Nervensystem blinde Flecken hat, können wir ihm mit den richtigen Inputs neue Wege zeigen – und damit Bewegung, Kraft und Wahrnehmung zurückholen.

 

Viel Erfolg beim Training!

Yassin & Team


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